Risiko plötzlicher Kindstod (SIDS): Schutzfaktoren, die jeder kennen sollte

2. August, 2022 | Babyzeit

Als ich das erste Mal Mutter wurde habe ich die ersten Nächte gefühlt kein Auge zugemacht und stattdessen immer wieder mein neben mir schlafendes Baby angesehen und sorgenvoll überprüft, ob es atmet und alles mit ihm ok ist. Es war als wäre mit der Geburt ein Schalter in meinem Kopf umgelegt, der von nun an das Wohl und die Sorge um die Sicherheit des eigenen Kindes zum bestimmenden Lebensgefühl gemacht hätte. Ich durfte langsam lernen mit diesen neuen Gefühlen der Verantwortung um ein kleines Leben umzugehen, das anfangs besonders zerbrechlich wirkt. Gut eingerichtet von Mutter Natur könnte man sagen: Denn diese anfangs erhöhten Sorgen und Aufmerksamkeit stellen ja auch sicher, dass Eltern ihre Babys nicht unbeaufsichtigt lassen. In der Geschichte der Menschheit hätten diejenigen Babys, die irgendwo abgelegt worden wären während die Eltern jagen oder sammeln gegangen wären, nicht überlebt. Nun leben wir heute anders – haben schützende Wände, sind weder Fressfeinden noch Temperaturen derart ausgeliefert – und doch arbeitet unser Nervensystem noch genauso wie das unserer Vorfahren.

Unsere Überlebensprogramme zu kennen ist genauso wichtig wie zu lernen mit den Sorgen der Elternschaft umzugehen, um sich nicht davon überwältigen zu lassen. Was hilft ist Orientierung. Und damit auch Wissen. Die Angst vor SIDS ist die vor einem unbekannten Feind. Und auch, wenn der plötzliche Kindstod immer noch Rätsel aufgibt, hilft es sich damit auseinanderzusetzen, was inzwischen alles bekannt ist (und das ist einiges), welche wissenschaftlich erwiesenen Schutzfaktoren es gibt und was Eltern aktiv tun können. Diese Aufklärung über Risiko- und Schutzfaktoren trägt dazu bei die Fälle des plötzlichen Kindstods drastisch zu verringern und reduziert gleichzeitig auch übermässige Ängste. Denn auch, wenn es so etwas wie einen 100% ige Sicherheit natürlich nicht geben kann – bei nichts im Leben – so gibt es sehr viel, was inzwischen bekannt ist und was den plötzlichen Kindstod sehr sehr seltenen werden lässt.

Tragödie Plötzlicher Kindstod

Wenn ein scheinbar gesundes Baby unerwartet und ohne erkennbare Ursache stirbt, wird dies als plötzlicher Kindstod bezeichnet. Mediziner sprechen vom „Sudden Infant Death Syndrome“. 1970 soll dies erstmalig definiert worden sein für die Fälle, in denen auch nach Obduktion keine Todesursache feststellbar war. Die Unvorhersehbarkeit und diese Ursachlosigkeit ist es, die große Angst machen kann und Eltern nicht schlafen lässt. Doch seit 1970 ist viel Zeit vergangen, es wird weiter viel geforscht und die Zahl der Fälle hat sich nicht zuletzt auch durch die Empfehlungen für sicheren Babyschlaf drastisch reduziert. Vielleicht wäre es inzwischen sogar angebracht den Namen dieses Syndroms, das eigentlich eine Ansammlung von allem ist, was nicht eindeutig zugeordnet werden kann oder konnte zu verändern. Im folgenden werde ich die bekannten Risikofaktoren (mögliche Ursachen) und die Schutzfaktoren auflisten, die alle Eltern kennen sollten.

1. Was ist SIDS?

SIDS steht für „Sudden Infant Death Syndrome“ und beschreibt den plötzlichen, unerklärlichen Tod eines scheinbar gesunden Säuglings im Schlaf, den plötzlichen Kindstod. Ein Wort für den Alptraum aller Eltern. Doch statt eine einzelne Ursache zu finden, deuten Forschungen längst daraufhin, dass es drei Bedingungen geben muss: einen vulnerablen Säugling, eine kritische Phase und eine äussere Bedingung, die wie ein Trigger oder Stressor wirkt.

Was lässt einen Säugling vulnerabel sein oder werden und von was für Faktoren sprechen wir hier? Bis heute ist nicht alles geklärt. Vor allem, was nun genau die Vulnerabilität ausmacht. Doch es wird längst von einem multifaktorellen Geschehen ausgegangen, bei dem mehrere unglückliche Umstände (und das zum ungünstigsten Zeitpunkt) zusammenkommen müssen. Auf dieser Liste der unglücklichen Bedingungen stehen zum Beispiel eine noch unreife Atmung in Verbindung mit einer schweren Weckbarkeit des Säuglings (dh. dass es bei Atemaussetzern nicht oder schwer aufwacht) sowie (unentdeckte) kardiovaskuläre Besonderheiten oder Erkrankungen.

2. Wie häufig ist SIDS?

In den 1980er-Jahren war SIDS noch eine der häufigsten Todesursachen im Säuglingsalter. Dank besserer Aufklärung und veränderter Schlafempfehlungen ist die Zahl der Fälle um über 75 % gesunken. Heute liegt das Risiko in Deutschland bei etwa 0,1 bis 0,2 Fällen pro 1.000 Geburten. In seinem Artikel zur Häufigkeit von SIDS weist Dr. Herbert Renz-Polster auf unterschiedliche Obduktionsraten und Sorgfältigkeit, sowie eine nicht einheitliche Erfassung hin. Insgesamt gibt es heute kaum noch einen Fall ohne einen der bekannten Risikofaktoren. Das heißt, wer die Schutzfaktoren kennt, kann das Risiko zumindest reduzieren.

Multifaktorelle Ursachensuche: Innerkörperliche Gegebenheiten und äußere Bedingungen

Die Forschung geht wie gesagt inzwischen von einem multifaktorellen Geschehen aus. Das bedeutet, dass innerkörperliche Gegebenheiten in einem bestimmten Zeitraum der Entwicklung den Säugling vulnerabler werden lassen könnten und ggf. dann in Kombination mit ungüstigen äusseren Bedingungen, wie der Bauchlage oder dem Schlafen in einem Raum mit Raucher:innen zu der furchtbaren Tragödie führen könnte.

Die innere Gegebenheit könnte etwas sein wie eine Gefäss-Anomalie, die ansonsten oder auch später gar nicht unbedingt ein Problem darstellen müsste aber zu genau diesem einen Zeitpunkt in Kombination mit äusseren Bedingungen eben schon.

Zu den äusseren Bedingungen zählen Mediziner*innen das  Schlafen in Bauchlage oder das Schlafen in einem Raum mit Raucher*innen.

Welche Risikofaktoren gibt es?

SIDS tritt also meist dann auf, wenn mehrere ungünstige Faktoren zusammenkommen. Innerkörperliche Gegebenheiten bzw. innere Faktoren und äußere Bedingungen bzw. äussere Faktoren.

An der Stelle ist, auch wenn ich mich wiederhole, nochmal wichtig zu sagen, dass SIDS ein multifaktorelles Geschehen ist – dh. dass mehrere ungünstige Faktoren zum ungünstigsten Zeitpunkt zusammen kommen. Zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt könnten die gleichen Bedingungen überhaupt kein Problem darstellen. Es ist einfach der unglücklichste Zeitpunkt zu dem diese Faktoren zusammenkommen und dann zu dieser Tragödie führen.

Jeder einzelne Faktor für sich stellt natürlich schon einen Risikofaktor dar – doch es ist klar, dass wenn mehrere Riskofaktoren zusammenkommen dieses Risiko auch ansteigt. Wenn also ein Baby bspws. zu früh geboren ist und dazu in einem überhitzten Raum schläft, in dem geraucht wird würden schon drei Risikofaktoren zusammenkommen und damit das Gesamt-Risiko signifikant ansteigen. Die gute Nachricht ist, auch, wenn nicht alles beeinflussbar ist, so gibt es durch die Kenntnis der Risikofaktoren, besonders der äußeren Risikofaktoren auch viele Schutzfaktoren (später im Artikel dazu mehr), die Eltern kennen sollten, um die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen und unnötige Risikofaktoren zu vermeiden.

Innere Faktoren

Innere Risikofaktoren sind diejenigen Risikofaktoren, die in der Regel nicht von außen beobachtet oder beeinflusst werden können. Es sind diejenigen Faktoren, die den Babys quasi ab Geburt mitgegeben sind. Zu den Inneren Risikofaktoren zählen:

  • Frühgeburt: Unreife Organe (zb. Lungenreife) und Unreife die auf die Atemregulation Wirkung hat, erhöhen das Risiko.
  • Geschlecht: Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen.
  • Unreife Atmung: Manche Babys wachen nicht rechtzeitig auf, wenn sie eine Atempause haben.
  • Kardiovaskuläre Besonderheiten: Unentdeckte Herzprobleme oder neurologische Auffälligkeiten können eine Rolle spielen.
  • Enzymmangel: Neuere Studien deuten darauf hin, dass ein Mangel an bestimmten Enzymen die Weckreaktion des Gehirns beeinträchtigen könnte.

Unreife Atmung und Durchschlafen

Bei Atempausen aufzuwachen ist eine überlebenswichtige Fähigkeit.

Die Natur hat es eigentlich so eingerichtet, dass Babys nicht in so tiefe Schlafphasen gelangen wie Erwachsene und auch häufig aufwachen. Ihr Schlaf ist anders und eben nicht so tief wie der von Erwachsenen. Wenn Babys in leichteren Schlafphasen unruhig werden, sich bewegen, nach der Brust suchen oder wenn sie  ganz aufwachen ist das also durchaus etwas, das so gewollt und sinnvoll ist. Babys regulieren ihre Körperfunktionen und auch ihre Atmung wenn sie in leichte Schlafphasen eintreten oder aufwachen.

Durchschlafen müssen Babys also nicht nur nicht, es ist auch nicht sinnvoll. 4-5 Stunden am Stück zu schlafen ist lang und das, was bei Babys durchschlafen genannt werden kann. Doch auch diese Zeitspanne muss nicht erreicht werden, da das häufigere aufwachen einen wichtigen Zweck erfüllt.

Wenn Eltern berichten, dass ihr Säugling durchschläft dürfen wir hinterfragen: Schläft es wirklich durch oder ist die Aussage eher Ausdruck vom Stolz der Eltern auf ihr Baby. Zu oft wird das Durchschlafen von Babys noch als elterliche Erziehungsleistung betrachtet. Es ist immer noch etwas, das gesellschaftlich als erstrebenswert suggeriert wird und Eltern unter Druck setzt.

Als Stillberaterin erfrage ich zudem: Ist das Baby schwer oder gar nicht weckbar? Wie oft stillt es und kommt es überhaupt von sich aus, um zu trinken? Gesunde Säuglinge trinken 8-10x in 24 Stunden – und damit durchaus auch nachts. Babys, die nicht nur eine Nacht, sondern grundsätzlich zu viel schlafen trinken damit natürlich weniger. Eine Spirale, die nicht ungefährlich sein kann. Darüberhinaus ist Stillen einer der Schutzfaktoren für SIDS, wie wir später noch sehen werden.

Neueste Forschung: Enzymmangel?

Eine australische Forscherin entdeckte 2022 einen Enzymmangel, den alle von ihr untersuchten SIDS Fälle gemeinsam hatten. Das entsprechende Enzym könnte massgeblich daran beteiligt sein, dass Babys rechtzeitig bei Atempausen und -stillständen aufwachen, um nach Luft zu schnappen und ein Mangel an selbigem könnte diesen überlebenswichtigen Steuermechanismus beeinträchtigen. Das BChE Enzym ist beteiligt am autonomen Nervensystem, in dem Atmung, Herzschlag, Blutdruck etc gesteuert werden.

Diese Entdeckung weckt natürlich die Hoffnung, dass weitere Erkenntnisse in diesem Bereich in Zukunft dazu beitragen könnten, Babys anhand eines Screenings zumindest auf diese Art der Vulnerabilität vorsorglich zu testen. Inwieweit dies dann wirklich als Schutz dienen kann lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, zumal längst noch keine Grenzwerte bekannt sind. So spannend die neuen Erkenntnisse sind, sie ändern nichts an den geltenden Empfehlungen v.a. zum sicheren Babyschlaf.

Äußere Faktoren

Äußere Risikofaktoren sind diejenigen, auf die wir Einfluss nehmen können. Seit Kinderärzte dazu raten, dass Babys nicht mehr auf dem Bauch, sondern auf dem Rücken schlafen sollen, sind die Fälle an SIDS deutlich gesunken. Wie wichtig die Schlafposition und Schlafumgebung ist schreibe ich im Artikel über sicheren Babyschlaf.

  • Schlafposition: Bauchlage kann die Atmung beeinträchtigen und das Risiko erhöhen.
  • Rauch in der Umgebung: Passivrauchen ist einer der größten Risikofaktoren, sowohl in der Schwangerschaft als auch nach der Geburt.
  • Schlafen im eigenen Zimmer: Studien zeigen, dass Babys sicherer schlafen, wenn sie im Elternzimmer, aber im eigenen Bettchen liegen.
  • Überwärmung: Zu warme Raumtemperaturen, Nestchen oder anderes im oder am Bett, was die Luftzirkulation behindert, sowie (dicke) Decken erhöhen das Risiko.
  • Schlafumgebung: eine sichere Schlafumgebung ist unabdingbar für Babys

Sichere Schlafumgebung

Eine sichere Schlafumgebung beinhaltet in Kürze folgende Empfehlungen. Ausführlichere Empfehlungen und Informationen zum Familienbett findest du in den untenstehenden Links oder dem Folgeartikel.

  • Säuglinge sollten immer auf dem Rücken in einem Baby-Schlafsack schlafen
  • Decken, Kissen, Kuscheltiere, Nestchen gehören nicht ins oder ans Babybett. Auf alles, was die Luftzirkulation um den Schlafplatz des Babys behindern kann (auch Betthimmel) sollte verzichtet werden
  • Der Raum sollte nicht zu warm sein und nicht geheizt werden. 17-19 Grad werden empfohlen
  • Die Matratze soll fest und darf nicht zu weich sein, weil Einsinken zu einem Hitzestau führen könnte.
  • Schlafen sollte das Baby am Besten im Elternschlafzimmer – dort jedoch in einem eigenen Bettchen.
  • Kein Rauchen in der Umgebung des Babys und auf keinen Fall in dem Raum, in dem es schläft
  • Babys sollten niemals auf Sesseln, Sofas oä zum Schlafen gelegt werden, sondern immer im Babybett auf einer geeigneten Matratze.
  • Personen, die übermüdet sind, unter Drogen oder Medikamenten stehen sollten nicht mit dem Baby in einem Bett schlafen

Risiko Nikotin: Rauchen in der Schwangerschaft und Passivrauchen

Studien zeigen, dass Rauchen das Risiko für den plötzlichen Kindstod drastisch erhöht. Sowohl Rauchen während der Schwangerschaft als auch Nikotin, dem das Baby in Form von Passivrauchen ausgesetzt ist haben Einfluss auf das respiratorische System, also auf die Atemregulation. Da es dabei um die Nikotinbelastung geht sind auch E-Zigaretten keine Alternative. Während der Schwangerschaft führt Nikotin dazu, dass Bereiche im Gehirns des Säuglings Schaden nehmen und auch nach der Geburt führt Zigarettenrauch, dem das Baby direkt ausgesetzt ist oder der sich in Vorhängen oder Textilien festsetzt oder ausgedünstet wird (Schadstoffe aus Zigaretten werden noch Stunden nach dem Rauchen über die Haut ausgedünstet) wirkt beeinträchtigend auf das Zentrale Nervensystem des Säuglings. Nicht Rauchen ist die einzige Antwort, wenn es darum geht diesen Risikofaktor zu beseitigen.

4. Wie kann ich mein Baby schützen? (Präventionstipps)

Was kann ich aktiv tun, um die Bedingungen so gut wie möglich zu gestalten? Alle äusseren Faktoren sind diejenigen, auf die wir Einfluss haben und die wir so gut wie möglich gestalten können. Das bedeutet u.a.:

  • Rückenlage: Die sicherste Schlafposition für Babys ist und bleibt die Rückenlage.
  • Schlafsack statt Decke: Absolute Empfehlung von Kinderärzt*innen. Reduziert die Gefahr sich in Decken oder Kissen zu verfangen und verhindert CO2-Rückatmung.
  • Raumtemperatur: Keine überheizten Räume – 16-19°C sind optimal.
  • Keine Kuscheltiere oder Nestchen im Bett: Eine sichere Schlafumgebung ist entscheidend
  • Rauchfreie Umgebung: Unmittelbare Bezugspersonen des Babys sollten nicht rauchen.
  • Stillen als Schutzfaktor: Mehrfach belegt ist inzwischen, dass auch Stillen ein Schutzfaktor in Bezug auf SIDS ist.

5. Stillen als Schutzfaktor

Inzwischen mehrfach belegt ist der Schutz des Stillens. Ab zwei Monate Stilldauer sinkt das SIDS Risiko bereits um die Hälfte. Wer vier Monate oder länger stillt kann die Schutzwirkung weiter verstärken. Gute Nachrichten für Eltern, die nicht Vollstillen: auch Teilzeit-Stillen schützt – jede Stillmahlzeit zählt!

  • Studien zeigen: Bereits zwei Monate Stillen senken das SIDS-Risiko um 50 %.
  • Muttermilch unterstützt das Immunsystem und die Atemregulation.
  • Falls Stillen nicht möglich ist, ist Pre-Nahrung die beste Alternative.

6. Ist das Familienbett sicher?

  • Co-Sleeping ist immer wieder umstritten, kann aber sicher gestaltet werden. Es scheint besonders dann problematisch zu sein, wenn es die Ausnahme ist. Das Familienbett kann sicher gestaltet werden.
  • Wichtige Faktoren: Keine weichen Matratzen, kein Bettzeug, kein Alkohol oder Medikamente bei den Eltern.

7. Technische Hilfsmittel – helfen sie wirklich?

Atemmonitore, Schlafmatten und Co können Eltern beruhigen, sind aber nicht zuverlässig zur SIDS-Prävention und werden nicht grundsätzlich empfohlen. Reif geborene Babys benötigen normalerweise keine zusätzlichen Überwachungsgeräte. Kinderärzte können bei Gefährdungselementen jedoch Monitore auf Rezept verschreiben. Wer Monitore benutzt sollte wissen, dass Fehlalarme zusätzlichen Streß verursachen können und sie wie alle Hilfsmittel eine Sicherheit vorgaukeln können, deren Garantie sie nicht übernehmen können. Kinder, die Nicht-schwimmer sind sollten auch trotz Schwimmflügeln nie aus den Augen gelassen werden, wenn sie im Wasser sind. Wichtiger als technische Hilfsmittel ist eine sichere Schlafumgebung und das Berücksichtigen der präventiv wirkenden Schutzfaktoren.

8. Umgang mit der Angst vor SIDS

Die Sorge um das eigene Kind ist Teil unseres tief verankerten Schutz- und Fürsorgesystems, mit dem wir das Überleben unseres Nachwuchs zu sichern versuchen. Insofern ist es keine Entscheidung, sondern Teil unserer Biologie. Aufklärung und Wissen kann helfen übergroße Ängste abzubauen. Die Schutzfaktoren zu kennen und sich darauf zu konzentrieren eine sichere Umgebung zu schaffen kann Sicherheit geben. Das eigene Baby kennenlernen, vertraut zu werden miteinander trägt meist weiter dazu bei, dass sich zunehmend Sicherheit einstellt. Hebammen, Stillberaterinnen und Kinderärzt*innen sind Ansprechpartner*innen für Fragen und Sorgen. Gespräche mit Fachmenschen, die die eigenen Ängste und Sorgen verstehen und ernst nehmen statt sie abzuwinken können große Entlastung bringen und Stückweise Raum für mehr Sicherheit schaffen. Wer das Gefühl hat sich in Angst zu verlieren oder nicht mehr Schlafen zu können darf unbedingt die Hebamme ansprechen oder sich Unterstützung holen. Regulationstechniken, wie Atemtechniken, Emotion Aid oder körperorientierte Techniken bei Angst und Panik zu lernen und anzuwenden kann für schwierige Momente hilfreich sein – nicht nur in Bezug auf Angst vor SIDS, sondern auch für stressvolle Momente insgesamt.

Fazit: Das Wichtigste in Kürze

  • Die Fälle von SIDS, dem plötzliche Kindstod ist in den letzten Jahrzehnten drastisch gesunken.
  • Die Angst davor ist nachvollziehbar und Teil unseres Schutz- und Fürsorgesystems. Aufklärung und Wissen über Risiko- und Schutzfaktoren sowie Gespräche mit Expert*innen sind hilfreich, um mit diesen Sorgen umzugehen.
  • Durch einfache Maßnahmen, wie Nicht Rauchen und eine sichere Schlafumgebung kann das Risiko von SIDS deutlich gesenkt werden.
  • Stillen ist, wie wir inzwischen wissen, ebenfalls ein wichtiger Schutzfaktor. Unterstützung durch Stillberater*innen und Partner können dazu beitragen, das Stillen zu fördern.
  • Schlafen im eigenen Bett im Elternzimmer, nicht allein in einem eigenen Zimmer wird empfohlen.
  • Beratung durch Expert*innen kann Eltern Sicherheit geben und helfen Ängste zu reduzieren.

Weiterführende Links

  • https://sciencemediacenter.de/angebote/einfluss-von-nikotin-auf-den-ploetzlichen-kindstod-19125
  • https://www.stillen-institut.com/de/sicherer-babyschlaf.html
  • https://www.kinder-verstehen.de/meine-themen/schlaf/ploetzlicher-kindstod/wie-viele-faelle-gibt-es/
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/der-ploetzliche-saeuglingstod-epidemiologie-aetiologie-pathophysiologie-und-differenzialdiagnostik-6e55d777-a594-4b62-adaf-e1a9486b428d
  • https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/blog/neues-zum-plotzlichen-kindstod-sids/
  • https://www.dgkj.de/eltern/dgkj-elterninformationen/elterninfo-sicherer-schlaf
  • https://www.hebammenblog.de/sicherer-babyschlaf-ploetzlicher-kindstod-sids/
  • https://www.stillen-institut.com/de/der-zusammenhang-zwischen-stilldauer-und-sids-risiko-aktuelle-meta-analyse.html


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Autorin

Seit über einem Jahrzehnt begleite ich Familien in verschiedenen Lebenslagen. Auf meinem Blog schreibe ich über Themen, die mich  beschäftigen und berühren. Von Bindungs- und Neurowissenschaften über Entwicklungspsychologie bis hin zu Stressprävention, Trauma und Burnout.

Es geht um alles, was Eltern und Fachkräfte bewegt – und was uns hilft, unsere Kinder gut ins Leben zu begleiten. Manchmal teile ich auch persönliche Einblicke aus meinem Alltag als Mutter von drei Kindern.

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